Die Unterrichtsinhalte in den SR-Klassen sind vorgegeben durch das Kerncurriculum der Grundschule. Alle Inhalte sind somit vergleichbar. Eine Differenzierung erfolgt unter anderem in der Ausweitung der zu vermittelnden Lerninhalte, besonders im Fach Deutsch. Des Weiteren werden mit Maßnahmen zur Binnendifferenzierung des Unterrichts die individuellen Lernausgangslagen und Lernbedürfnisse der Schüler soweit wie möglich berücksichtigt.
Es liegen Arbeitspläne vor, die das Wesentliche der einzelnen Lehrgänge enthalten. Somit wird einerseits die Vergleichbarkeit garantiert, andererseits wird durch quantitative Reduzierungen ein angemessener Zeitrahmen für eine „sprachliche Förderung“ gewährleistet.
Dabei werden folgende sonderpädagogische Grundsätze beachtet:
- Lebensunmittelbarkeit
- Ganzheitlichkeit
- Selbsttätigkeit
- Individualisierung
- Soziales Lernen
- Übung
Die wesentliche sprachliche Förderung findet im Unterricht selbst statt. Im sogenannten therapieimmanenten Unterricht bilden Sprachförderung und Unterricht eine didaktische Einheit, in der notwendige sprachfördernde Maßnahmen mit den Unterrichtsinhalten verknüpft werden. Der Unterricht in den SR-Klassen zeichnet sich unabhängig von den Fächern dadurch aus, dass der Unterrichtsgegenstand auf immanente sprachliche Anforderungen und sprachliche Fördermöglichkeiten hin ausgerichtet wird.
Deutsch
Der Schwerpunkt der Förderung liegt hier zunächst in der Vermittlung der Grundlagen für den Schriftspracherwerb.
Neben Übungen zur visuellen Diskriminierung finden vornehmlich auditiv-sprachliche Übungen zur phonologischen Bewusstheit Berücksichtigung: Reime, Wortlängenbestimmung, Silbenanalyse, lautliche Differenzierung, Lokalisation (Anlaut-, Inlaut-, Auslautbestimmung), Analyse von Silben, Synthese von Lauten.
Die Erarbeitung der Buchstaben erfolgt handlungsorientiert sowie multisensoriell.
Unterstützt wird die Buchstabenaneignung durch den Einsatz von Handzeichen als Artikulations- und Strukturierungshilfen. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit der Schriftsprache erfahren die Schüler meist eine positive Rückwirkung auf die Entwicklung ihrer Lautsprache.
Durch die Ausweitung des Unterrichtsfaches Deutsch in der Stundentafel wird eine intensive Erarbeitung der Kompetenzbereiche (Sprechen und Zuhören, Schreibfertigkeiten, Richtig schreiben, Texte verfassen, Lesen, Sprache und Sprachgebrauch untersuchen) in den Klassen 2 bis 4 ermöglicht. Die Auswahl und Aufbereitung der Unterrichtsinhalte folgt dabei den Grundsätzen des sprachtherapeutischen Unterrichts.
Mathematik
Im Mathematikunterricht spielt Sprache eine wesentliche Rolle bei der Verinnerlichung von Operationen und Begriffen. Weiterhin werden mathematische Begriffe im Sinne einer Fachsprache erarbeitet.
Neben der handelnden Erarbeitung der Aufgaben sind weitere Aspekte zu berücksichtigen: schrittweise Einführung der Mengen, Zahlen und Rechenverfahren; differenzierte Arbeit an den Wortbedeutungen (z.B. Relationen: vor, hinter, neben, größer als, kleiner als, gleich, Vorgänger, Nachfolger); besondere Erarbeitung von Sachaufgaben und Sicherung des Sprachverständnisses durch angemessene Auswahl der Fachbegriffe.
Sachunterricht
Im Sachunterricht benötigen sprachauffällige Kinder besondere Hilfestellungen, um ihre Lebenswirklichkeit zu erschließen und auch sprachlich dauerhaft und bewusst zu erfassen. Dabei spielen eine differenzierte Auswahl und Aufbereitung der Lerninhalte eine wesentliche Rolle. Hier bestehen u.a. folgende Möglichkeiten: Sprache wird handlungsbegleitend und handlungsleitend verwendet.
Vielfältige Sprechanlässe ergeben sich bei der Begegnung mit Sachthemen (z.B.: Äußern von Fragen und Vermutungen, Formulieren von Antworten); der Wortschatz wird erweitert (z.B.: Fachbegriffe); die Satzbildung wird geübt (z.B.: Vorgänge beschreiben, Rollenspiel).
Nebenfächer
Auch in allen anderen Fächern kommt der therapieimmanente Unterricht zum Tragen.
Das Fach Musik bietet vielfältige Möglichkeiten der sprachlichen Förderung. Vor allem das gemeinsame Singen und Rhythmikübungen beeinflussen die sprachliche Entwicklung der Kinder positiv. Häufig wird der Gesang zusätzlich durch Bewegungen begleitet, so dass der ganze Körper zum Einsatz kommt, was sich wiederum sehr vorteilhaft auf die Sprachentwicklung auswirkt.
Im Fach Sport gilt der Grundsatz, dass sprachliches und motorisches Lernen unmittelbar miteinander verknüpft sind. Hier haben die Kinder die Möglichkeit ihre Umwelt unmittelbar zu beGREIFEN, räumliche Dimensionen handelnd zu erleben (oben, unten, links, rechts, vorwärts, rückwärts …) und durch die Bewegung ihre sprachlichen Fähigkeiten ganzheitlich weiterzuentwickeln. Der Wortschatz kann durch neue Bedeutungen weiterentwickelt werden und das sprachliche Verständnis von Spielregeln wird geübt.
Das Fach Kunst zeichnet sich durch die sprachliche Strukturierung und Umsetzung von Handlungsschritten aus. Darüber hiaus bieten sich hier Gelegenheiten für zum Beispiel mundmotorische Übungen, sowie für einen sprachlichen Austausch über Gemälde.
Im Fach Religion kommen viele Geschichten zum Einsatz. Das verstehende Zuhören wird geübt und ein sprachlicher Austausch über die angebotenen Themen steht im Vordergrund des Unterrichts.